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Ein Schuss ins Schwarze

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Von Rasen-Antholz in die Weltliga. Die Erfolgsstory der amtierenden Biathlon-Weltmeisterin Dorothea Wierer basiert auf der klassischen Geschichte des Mädchens von nebenan. Mit ihren 29 Jahren hat sie bereits zwei dritte Plätze bei den Olympischen Winterspielen sowie drei Bronzemedaillen und zwei Silbermedaillen gewonnen, und bei den letzten Weltmeisterschaften (2019) im schwedischen Östersund nahm sie erstmals die Goldmedaille im Massenstartrennen über 12,5 km mit nach Hause.

Dorothea Wierer, 29 Jahre alt, wurde bei der WM im schwedischen Östersund Biathlon-Weltmeisterin. Sie lebt mit ihrem Mann Stefano Corradini im Fleimstal.

„Ich war sehr zufrieden mit mir selbst, auch weil ich am Vorabend des Rennens noch krank war und nie gedacht hätte, dass ich gewinnen könnte,“ erinnert sich Wierer. Im Sport würden die Herausforderungen nie enden, erklärt sie. Demnächst gehe es darum, den WM-Titel zu verteidigen, und zwar in ihrem geliebten Antholz. Dort, wo auch ein weiterer Südtiroler Biathlon-Weltmeister hervorgegangen ist: Dominik Windisch. „Die Erwartungen sind und werden immer sehr hoch sein“, so Wierer, „und ich weiß, dass es schwer wird, vor allem auch weil es sich um eine Heim-WM handelt. Auf jeden Fall werde ich versuchen, so gut wie möglich mit diesem Druck umzugehen.“ An ihrem Tonfall kann man die Entschlossenheit heraushören, aber auch das Bewusstsein für die hohen Erwartungen, die es zu erfüllen gilt. Und doch scheint durch ihre natürliche und spontane Art all das von ihr abzuprallen. Auch aufgrund ihres sonnigen Wesen, ihres ansteckenden Lächeln und ihrer stahlblauen Augen erfreut sie sich als Sportlerin großer Beliebtheit; Merkmale, die zum Markenzeichen geworden sind und mit denen Wierer die Herzen des internationalen Publikums und der Medien erobert hat. Die daraus resultierende Bekanntheit um ihre Person und ihre Sportart, eine logische Konsequenz.

„Mein Leben in Rasen-Antholz war das eines gewöhnlichen Mädchens, das in einem Bergdorf geboren wurde.“

„Diese Aufmerksamkeit habe ich noch nie als Problem empfunden. Im Gegenteil:  Es freut mich, dass ich für meine direkte Art und mein Aussehen geschätzt werde. Wer zwischen mir und meinem Mann (Anm. d. Red. Stefano Corradini, Langlauf-Trainer) eifersüchtiger ist? Glücklicherweise gehen wir beide gut damit um, wir vertrauen uns gegenseitig und versuchen, so viel Zeit wie nur möglich gemeinsam zu verbringen. Er ist aufrichtig, ein Charakterzug, den ich an einem Mann sehr schätze.“ Kein Wunder, dass ihre großen sportlichen Leistungen im Biathlon, gepaart mit ihrem Charisma und ihrer Schönheit, die Aufmerksamkeit internationaler Sponsoren wie Adidas und Red Bull auf sich gezogen haben: „Ich freue mich, dass so wichtige Marken Interesse am Biathlon haben, bisher galt diese Sportart bei großen Sponsoren als eher unbedeutend. Ich glaube, dass derartige Partnerschaften ein Vorteil für den ganzen Sport sein können.“

„Die Erwartungen an mich sind sehr hoch und sie werden es auch in Zukunft immer sein.“

Hinter jedem Erfolg steht eine Geschichte: „Mein Leben in Rasen-Antholz war das eines gewöhnlichen Mädchens, das in einem Bergdorf aufgewachsen ist. Meine Kindheit mit meinen zwei Brüdern und Schwestern war nicht immer einfach, aber wir haben uns gern. Ich denke, die größte Herausforderungen hatten meine Eltern zu meistern, sie mussten fünf sehr lebhafte Kinder großziehen.“ Dorothea erinnert sich gerne zurück, sie ist stark mit ihrer Kindheit und ihrer Heimat verbunden. So sehr, dass auf die Frage, welcher Ort in Südtirol ihr liebster ist, die Antwort wie aus der Pistole geschossen kommt: „Mein Haus. Dort, wo ich mit meinen Lieben den Garten und einen guten Teller Knödel mit Kraut genießen kann.“ Antholz ist die Südtiroler Wiege des Biathlons und so war die Entscheidung für diesen Sport ein natürlicher Schritt. „Ich bin dort geboren, daher ist es normal, dass ich mich schon früh dem Langlauf und somit dem Biathlon angenähert habe. Meine älteren Brüder hatten schon Erfahrung, sie haben mir beigebracht, nie aufzugeben und bis zum Schluss an mich selbst zu glauben.“

„Ich denke nicht an die Zukunft. Ich konzentriere mich lieber auf mein derzeitiges Dasein als Sportlerin.“

Neben ihrer Passion für den Sport ist Wierer eine bekennende Mode-Liebhaberin, und auch während den Wettkämpfen punktet sie mit einem makellosen Look. „Wenn ich während der Saison unterwegs bin, habe ich immer auch normale Frauen-Kleidung im Koffer. Und auch bei den Rennen kombiniere ich gerne Farben und Accessoires wie zum Beispiel Ohrringe mit dem Outfit. Dadurch fühle ich mich gut.“ Als abergläubisch würde sie sich nicht bezeichnen. Für sie gibt es vor einem Wettkampf nur ein einziges Ritual und das besteht darin, die Ausrüstung und das Gewehr zu kontrollieren. Darüber hinaus gesteht sie, nicht viel Freizeit zu haben. „Immer dann, wenn es für mich möglich ist, versuche ich zu entspannen und so viel Zeit wie möglich mit meinem Mann und meiner Familie zu verbringen, ohne an den Sport zu denken.“ An ihre Zukunft und darüber, was nach der WM in Antholz kommen wird, will sie noch nicht denken: „Ich konzentriere mich lieber auf die Gegenwart, auf meine derzeitige Karriere. Die Familie vergrößern? Wir denken darüber nach, und es wird mit Sicherheit eine große Herausforderung, die wir früher oder später annehmen werden.“ Fest steht: Völlig egal, was Dorothea Wierer in Angriff nimmt – es wird bestimmt ein Volltreffer!

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